Rückblick Zukunft Bau Kongress 2025

zusammen_bauen: Architektur als gesellschaftliche Aufgabe

Der Zukunft Bau Kongress 2025 beschäftigte sich am 21. und 22. Mai mit Themen der Architektur als gesellschaftlicher Aufgabe. Dazu luden das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in den ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages nach Bonn ein. Als Ort der Demokratie passte der von Günter Behnisch konzipierte Raum ganz hervorragend zu diesem Kongressthema.

Während der beiden Tage gaben rund 40 Referentinnen und Referenten fachliche Denkanstöße aus den Bereichen Sozialwissenschaft, Architektur und Ingenieurwesen, Hochschullehre und -forschung, Kommunen und Immobilienwirtschaft, Baurecht und Finanzwesen, Dombauhütte und Handwerk, Journalismus und Philosophie. Die Referierenden brachten ihre Erfahrungen mit aus Deutschland, Dänemark, Belgien, Österreich und der Schweiz. Neben rund 500 Teilnehmenden vor Ort, verfolgten rund 500 Teilnehmende den Kongress im Livestream. Durch das Programm führten Tina Teucher und Boris Schade-Bünsow

Am ersten Kongresstag folgte nach der Begrüßung durch das BBSR eine Keynote von Prof. Armin Nassehi von der Ludwig-Maximilians-Universität München, in der er die Gesellschaft in einer Gleichzeitigkeit von Unterschiedlichem beschrieb, die sich im urbanen Kontext der Stadt verdichte. Wie sich diese Unterschiedlichkeiten in Planungsprozessen zusammenbringen lassen, zeigte anschließend Prof. Laurens Bekemans anhand seiner Arbeitsweise im belgischen Büro BC architects & studies & materials auf.

Der erste Themenblock Neue Planungsprozesse: die moderne Bauhütte vertiefte Frage, wie die im Planungs- und Bauprozess beteiligten unterschiedlichen Disziplinen frühzeitig miteinander verwoben werden können. Frauke Burgdorff betonte als Stadtbaurätin in Aachen die Vorteile offener, transparenter und moderierter Planungsverfahren unter Einbindung der Zivilgesellschaft. Prof. Margit Sichrovsky von LXSY Architekten zeigte auf, dass Planungsprozesse künftig insbesondere vor dem Hintergrund der angestrebten Kreislaufwirtschaft zirkulär statt linear verlaufen. Dabei spiele der Bestand eine zunehmend große Rolle, wie der Ingenieur Prof. Christoph Gengnagel betonte. Im Rahmen seiner Forschungstätigkeit an der UdK Berlin beschäftigt er sich mit der Wiederverwendung von Stahlbetonelementen, für deren effiziente Nutzung viel Wissen und gute Baudokumentationen unerlässlich sind. Peter Füssenich gab Einblick in die interdisziplinäre Teamarbeit der Dombauhütte Köln und betonte die Notwendigkeit, eigene Fachleute gut auszubilden. In der anschließenden Diskussion sprach sich Petra Wesseler als Präsidentin des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung dafür aus, bestehende Planungs- und Bauprozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen.

In den anschließenden vier parallelen Foren gab es weitere wichtige Impulsvorträge und Diskussionen zu den Themen Suffizienz und Bestand, Wiederverwendung von Materialien, Einfach Bauen und Umbauen sowie Bestandsertüchtigung und Handwerk.

Am zweiten Kongresstag folgte nach der Begrüßung durch das BBSR eine Ansprache der neuen Bundesbauministerin Verena Hubertz, die sich für nachhaltiges und sozial gerechtes Bauen aussprach und die Bedeutung der Forschungsförderung von Zukunft Bau in diesen Bereichen hervorhob. Marietta Schwarz schloss als freie Journalistin und Autorin mit ihrem Morgenvortrag an und zeigte anhand einer Restgrünfläche im Straßenraum auf, wie die Gestaltung von gebauter Umwelt als gesellschaftliche Aufgabe verstanden und gelebt werden muss und wie wichtig es ist, den Diskurs jenseits von Fachzirkeln zu führen. Diese Aufgabe sei dabei nicht immer nur eine Frage der Vermittlung, sondern auch eine Frage des Machens im eigenen Umfeld.

Der Themenblock Wohnungsbau widmete sich der Frage, wie der immense Bedarf an Wohnraum nachhaltig gelöst werden kann. Prof. Jörn Walter sprach sich als ehemaliger Oberbaudirektor von Hamburg für schnellere und unkompliziertere Planungsprozesse aus, um den drängenden Problemen zeitnah zu entgegnen. Anna Popelka zeigte anhand der Planungspraxis von PPAG architects und den Erfahrungen der Stadt Wien auf, wie solche Planungsprozesse mit hoher architektonischer Qualität und durchaus auch im großen Maßstab umgesetzt werden können. Alexandra Niedenhoff berichtete aus den Erfahrungen der Kommune Hebertshausen und hob das Potenzial hervor, einen Großteil des benötigten Wohnraums durch die Umnutzung bzw. verdichtete Nutzung von Bestandsgebäuden, vor allem auch Einfamilienhäusern, schaffen zu können. Dabei wünsche sie den Kommunen mehr rechtlichen Spielraum. Prof. Stefan Leupertz räumte als Geschäftsführer der 3D2L GmbH die nachteilige Überregulierung des Bauens ein und betonte umso mehr die Wichtigkeit von Kooperationen. In der anschließenden Diskussion betonteSusanne Wartzeck, BDA, dass ein großer Teil des benötigten Wohnraums schnell, kostengünstig, klima- und ressourcenschonend im Bestand zu schaffen ist.

Auch Prof. Mikala Holme Samsøe vom Ensømble Studio Architektur betonte ebenfalls die Bedeutung des Bestands und zeigte dänische Strategien auf, diesem mit mehr Wertschätzung zu begegnen. Sie berichtete vom dänischen Anspruch, Gesellschaft mit Architektur zu gestalten und das Gemeinsame dabei in den Fokus zu stellen. Ästhetik sei hierfür ein wichtiges Kriterium, Prinzipien wie Teilhabe, Augenkontakt, Überlagerung von Funktionen führten zu einer gesellschaftsorientierten Architektur. 

Welche Ziele der Bund bei den Themen Architektur, Bauen und Umbauen verfolgen soll, war Thema einer Gesprächsrunde zur neuen Legislaturperiode. Prof. Thomas Auer, Prof. Elisabeth Endres, Katja Fischer, Rainer König, Prof. Florian Nagler sprachen sich dafür aus, den Fokus vom Neubau auf den Bestand zu verschieben und Bauforschung innerhalb der bestehenden Institutionen zu stärken und stärker in der Praxis umzusetzen. Wichtig sei zudem, den Kontext von Gebäuden bis hin zur Region vermehrt in den Fokus zu rücken und entsprechendes Wohnflächenmanagement, Klimaanpassungsstrategien, Material- und Versorgungskreisläufe zu ergreifen. In Hinblick auf Bau- und Planungsprozesse sollten die Ziele klar definiert werden, zur Erreichung dieser Ziele sollte Planenden größere Freiheit gewährt werden. Für den Einsatz von Materialien wurde ein größerer Einsatz an nachhaltigen Ressourcen gefordert. Die Publikumsumfrage ergab als meistgenannte Wünsche: Mut, Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit und Suffizienz. 

In seiner Abschlusskeynote resümierte Dr. Jörg Bernardy als Philosoph und Autor die Inhalte des Kongresses und sprach sich bei aller fachlichen Komplexität anstelle des Prinzips „höher, schneller, weiter“ für mehr Einfachheit aus.

Dieser Ansatz fand sich in vielen Vorträgen wieder und zeigte viele mögliche Richtungen für die anstehende Legislaturperiode auf. Architektur und Gesellschaft stärker zusammenzudenken, bleibt dabei eine wichtige Aufgabe. Um die Ideen und Impulse des Kongresses weiterzutragen, erscheint Ende des Jahres eine entsprechende Publikation.

Der nächste Zukunft Bau Kongress findet 2027 statt.